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der Korrespondenz
Hrsg. Angela Steinsiek
Ferdinand Gregorovius an Heinrich Brockhaus in Leipzig
Rom, 22. August 1855


DE
Über seine Reise nach Italien im Frühjahr 1852, wofür ihm sein Freund Ludwig Bornträger die Mittel geliehen hatte, der bei seiner Ankunft bereits in Livorno beerdigt worden war. Seine Hoffnung, nach zahlreichen Beiträgen für die „Allgemeine Zeitung“ und nach der Publikation seines „Corsica“ (1854), bei Cotta unterzukommen, hat sich zerschlagen. Nach dem Druck des von Brockhaus gewünschten Artikels „Das Königreich beider Sicilien in seinen gegenwärtigen Zuständen“ und der Annahme seines Manuskripts „Pandora, eine Sammlung kleiner Schriften aus Italien“ glaubt er jetzt, einen Ort für seine Schriften gefunden zu haben. Seine darin enthaltenen Artikel „Der Ghetto und die Juden in Rom“, „Capri“ und die „Römischen Figuren“ finden sicher mehr Leser als Alfred von Reumonts „Beiträge zur italienischen Geschichte“ (1853–1855). Auch der Edinburgher Verlag von Thomas Constable ist an der Übersetzung interessiert. Der Sammlung soll ein weiterer Band mit Biographien, wie denen von Eugen IV., Clemens V. und Olimpia Maidalchini-Pamphilj, sowie mit „Die Grabmäler der Päpste“ folgen. Er trägt Brockhaus erneut sein Manuskript der „Lieder des Giovanni Meli von Palermo“ (1856) zum Verlag an, deren deutsche Übersetzung aus dem sizilianischen Dialekt vor ihm noch niemand gewagt hat. Notfalls wird er versuchen, Carl Witte hierfür zu interessieren. Er kündigt seine Versdichtung „Euphorion“ (1858) für den Herbst an und will im Winter eine „Erzählung aus den Bergen Corsicas in drei Romanzen“ fertigstellen. Für seine Studien über die Kulturepochen Siziliens wird er noch eineinhalb Jahre benötigen. Eine Reise in den Orient plant er nicht, „eher unter die Pyramide des Cestius zu meinem Freunde Shelley“.

EN
About his trip to Italy in the spring of 1852, for which his friend Ludwig Bornträger, who had already been buried in Livorno when he arrived, had lent him the funds. His hopes of finding a home with Cotta after numerous articles for the „Allgemeine Zeitung“ and after the publication of his „Corsica“ (1854) have been crushed. After the publication of his article „Das Königreich beider Sicilien in seinen gegenwärtigen Zuständen“, requested by Brockhaus, and his manuscript „Pandora, eine Sammlung kleiner Schriften aus Italien“ being accepted, he now believes that he has found a place for his writings. The articles it contains, „Der Ghetto und die Juden in Rom“, „Capri“ and „Römischen Figuren“ are sure to find more readers than Alfred von Reumont’s „Beiträge zur italienischen Geschichte“ (1853–1855). Thomas Constable’s Edinburgh publishing house is also interested in the translation. The collection is to be followed by another volume with biographies such as those of Eugen IV, Clemens V and Olimpia Maidalchini-Pamphilj as well as „Die Grabmäler der Päpste“. He once again presses Brockhaus about the publication of his manuscript „Lieder des Giovanni Meli von Palermo“ (1856), which no one before him dared to translate from the Sicilian dialect into German. If necessary, he will try to interest Carl Witte in this. He announces his poetic work „Euphorion“ (1858) for the fall and wants to finish „Erzählung aus den Bergen Corsicas in drei Romanzen“ in the winter. He will need another year and a half for his studies on the cultural eras of Sicily. He is not planning a trip to the Orient, „but rather below the pyramid of Cestius to my friend Shelley“.
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Rom am 22. August 1855

Hochverehrter Herr,

Heinrich Brockhaus hatte 1854 mit Gregorovius Kontakt aufgenommen: Nachdem von den „Blättern für literarische Unterhaltung“ sein Beitrag „Ein Blick in die romanische Literatur Siciliens“ angenommen worden war, hatte ihn der Verleger mit einer historisch-statistischen Arbeit für „Die Gegenwart“ beauftragt (Das Königreich beider Sicilien in seinen gegenwärtigen Zuständen; siehe den Brief von Gregorovius an Heinrich Brockhaus vom 6.1.1855). Mit der Verlagsannahme des dann „Figuren. Geschichte, Leben und Scenerie aus Italien“ genannten Bandes (1856), den Cotta nach dem buchhändlerischen Misserfolg seines „Corsica“ (1854) abgelehnt hatte, sind die Briefe von Gregorovius zunächst von Dankbarkeit geprägt – glaubte er doch, für seine zahlreichen geplanten Schriften einen Stammverlag gefunden zu haben (siehe den Brief von Gregorovius an Heinrich Brockhaus vom 22.8.1855), zumal rasch hintereinander seine „Lieder des Giovanni Meli von Palermo“ (1856), „Die Grabmäler der Römischen Päpste“ (1857) und „Euphorion“ (1858) folgten. Den Verlag seines späteren Hauptwerks, der „Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter“ (1859–1872), dessen Konzept er Brockhaus mit seinem Schreiben vom 8. März 1858 übersandte, wurde indes abgelehnt, so dass Gregorovius es am 20. Mai 1858 Johann Georg Cotta von Cottendorf (1796–1863) zum Verlag anbot. Die Verlagsgeschäfte führte in dieser Zeit allerdings Eduard Brockhaus, weil der Seniorverleger Ende Januar 1857 an einer Myokarditis erkrankt war und sich dann vom Herbst 1857 bis Mitte 1859 auf Reisen in Ägypten, Palästina, Syrien, Griechenland und Italien zu erholen suchte. Auf seiner Rückreise über Sizilien (siehe den Brief von Gregorovius an Lionardo Vigo vom 14.12.1858) und Rom traf Gregorovius Heinrich Brockhaus im März 1859 erstmals persönlich, wo er befand, er sei „ein lebenskräftiger und einfacher Mann“ (siehe RT, 2.4.1859, S. 78). Nach dieser ersten Begegnung wurden auch die Briefe von Gregorovius zunehmend verbindlich, zuweilen fast freundschaftlich. Brockhaus trug Gregorovius – vermutlich bei ihrem nächsten Treffen am 31. Juli 1860 in Leipzig – eine Fortsetzung seiner überaus erfolgreichen italienischen Reiseessays an, den „Siciliana“ (1861). Für ein verdoppeltes Honorar konnte er Gregorovius, der immer wieder erklärte, „den Sinn für diese Dinge verloren“ zu haben, auch zu einem weiteren Band veranlassen: Die „Lateinischen Sommer“ (1864) erschienen nunmehr unter dem Reihentitel „Wanderjahre in Italien“, die noch bis 1913 in diesem Verlag in zahlreichen Auflagen nachgedruckt wurden (siehe die Briefe von Gregorovius an Heinrich Brockhaus vom 13.9.1860, 10.1.1863 und 10.3.1863). Einen Beitrag zum Raumerschen „Historischen Taschenbuch“ lehnte Gregorovius am 6. August 1864 zwar ab, lieferte aber ab 1873 mehrere Artikel für das „Conversations-Lexikon“. Am 2. Mai 1865 empfahl Gregorovius den erneut nach Italien reisenden Brockhaus Michele Amari (1806–1889) als einen der ersten Verleger Deutschlands zur Teilnahme an den Dante-Festlichkeiten zum 600. Geburtstag des Dichters in Florenz (siehe den Brief von Gregorovius an Eduard Brockhaus vom 27.6.1865). Kurz nachdem im Sommer 1869 ein persönliches Treffen in der Schweiz nicht zustande kam, regte Gregorovius selbst einen vierten Band der „Wanderjahre in Italien“, „Von Ravenna bis Mentana“ (1871), an (siehe den Brief von Gregorovius an Brockhaus vom 31.12.1869). Mit dem Verkaufserfolg stiegen auch die Honorarforderungen von Gregorovius stetig, der den Verlag ab 1872 um den Ankauf von Wertpapieren in seinem Namen ersuchte. Ein letztes Mal sahen sich Gregorovius und Brockhaus im August 1873 in Traunstein, als der Verleger ihn auf einer von Mitte Juni bis Ende Oktober 1873 unternommenen Erholungsfahrt in Süddeutschland dort besuchte (siehe den Brief von Gregorovius an Brockhaus vom 9.10.1873). – Von ihrer Korrespondenz sind 52 direkt an Heinrich Brockhaus gerichtete Schreiben von Gregorovius aus den Jahren 1855 bis 1874 erhalten, während von den (sicher von Gregorovius selbst vernichteten) Gegenbriefen nur ein einziges Schreiben von 1862 (als Durchschlag) nachweisbar ist. Im ehemaligen Brockhaus-Archiv (heute im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig) haben sich rund 330 Briefe von Gregorovius an Heinrich, Eduard und Rudolf Brockhaus sowie an den F. A. Brockhaus Verlag oder an einzelne Mitarbeiter erhalten. Sie werden hier erstmals in repräsentativer Auswahl ediert und umfänglich kommentiert. Die Briefe gewähren einen detaillierten Blick in die Werkstatt des freischaffenden Schriftstellers und Historikers (zumal mit den im Erstdruck nur unvollständig und oft gekürzten Briefen an Cotta, für die jetzt die nahezu vollständig in Briefkopierbüchern überlieferten Gegenbriefe für die Kommentare berücksichtigt wurden).

heute habe ich Ihr freundliches Schreiben vom 13. diesen Monats erhalten, und eile es zu beantworten. Obwol es mich nicht meiner Wünsche ganz sicher gemacht hat, so hat es mir doch die feste Überzeugung Ihrer wolwollenden Teilnahme gegeben, mich beruhigt und zum Dank gestimmt.

Ich werde mich also nicht scheuen, Ihrer eigenen Aufforderung gemäß von mir und meiner Lage oder Plänen zu reden, und werde mich so kurz faßen, als möglich.

Laßen Sie mich daher sagen, daß ich im Frühjahr 1852 nach Italien ging, einem nicht abzuweisenden Zuge meiner Natur folgend, gänzlich mittellos, bis auf eine geringe Summe, die mir ein hochherziger Freund darlieh, dem ich nacheilte, und den ich zu Livorno schon im Grabe wiederfand. Ich habe auf das Schicksal vertraut, welches redliches Bemühen am Ende doch nicht untergehn läßt, und meine Tage mit der Arbeit hingebracht. Sie kennen nun die Resultate davon, „Corsica“ und so mancherlei Anderes. Meine Hoffnung auf Cotta, dem ich seit Jahren für die Augsburger Zeitungund seine Journale Studien gab, welche doch immer so viel wert waren, daß sie aus eben diesen Journalen auch in andere ausländische übersetzt wurden, nun diese Hoffnung schlug fehl. Ich habe so schmerzlicher Erfahrung nichts entgegenzusetzen als das Bewußtsein, sie nicht verschuldet zu haben. Ich weiß, daß ich besser im Vaterlande fahren würde, wenn ich meine Grundsätze der Mode des Tags opferte, nichts als Romane schriebe oder Geschichten aus dem demi-monde der Gegenwart, welche eine Minute lang den Gaumen des Publicums kitzeln, um dann für ewig vergeßen zu werden. Auch habe ich nie gelernt, in den Vorzimmern der Journalisten zu stehn und um ihre Gunst zu ambiren; noch habe ich je um Connexionen des Staates oder Privater mich bewerben können. Was ich errungen habe, verdanke ich mir allein, und in diesem Sinne werde ich mein übriges Leben lang handeln müßen.

Als Sie mir, geehrter Herr, in diesem Frühjahr die Aufforderung gaben, jene kleine Arbeit über die beiden Sicilien zu liefern, sagte mir gleich eine innere Stimme, | 1v|daß ich dies als einen Wink des Schicksals zu betrachten habe, welches mich von meinen Beziehungen zu Süddeutschland (Stuttgart) wieder zurück zu dem Norden zu führen beabsichtige. So ist es geschehn, und ich bin, gleichsam als Schutzflehender, zu Ihnen, mein Herr, gekommen und habe Sie gebeten, sich eines Mannes anzunehmen, der Ihnen zu bieten hat eine rechtliche Gesinnung, ein mittelmäßiges Talent, und seine Arbeit, so gut, als er sie vermochte.

Ich weiß wol, daß die Stellung eines Mannes, welcher eines der größesten Institute der literarischen Welt leitet, eine zwiefache ist, die Förderung des eigenen Geschäfts und die Förderung der Literatur. In diesem Sinne, daß der Schriftsteller nicht berufen sei, das Letztere allein auf Kosten des Erstern zu verlangen, habe ich Ihnen beide Artikel angetragen und Sie ersucht, das Honorar zu stellen. Wären beide Bücher schlecht, oder interesselos, so würde ich es nicht gewagt haben; sind sie nicht dem augenblicklichen Bedürfniße des Publicums entsprechend, so urteilten Sie doch selbst, daß sie ihr Publicum haben müssen, und daß sie Gegenstände enthalten, deren Wert nicht eine vorübergehende Richtung des Geschmacks bestimmen darf. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, Neues zu geben, so viel ich kann, und dieses in einer Form und Sprache, welche mir die Kritik wird anerkennen müßen, denn nicht umsonst will ich mir im Süden den Formensinn gebildet haben.

Laßen Sie mich demnach, geehrter Herr, zuerst von der Pandora sprechen; und erlauben Sie mir allein, auf solche Darstellungen aufmerken zu dürfen, wie der Ghetto und die Juden in Rom, wie Capri und die römischen Figuren sind, welche doch nicht ungründliche geschichtliche Studien mit der belletristischen Fassung vereinigen, so daß ich glauben muß, ihr Leserkreis müßte größer sein, als Alfred von Reumonts bei Decker in Berlin schon im 4. Bande erschienenen Beiträge zur Geschichte Italiens. Ich hatte kaum Herrn Constable in Edinburg von diesem Bande geschrieben, als er mir sofort den englischen Verlag anbot, und er wartet bereits auf die Druckbogen. Sie sehen, mein verehrter Herr, mir spielt die Ironie arg genug mit, denn was sonst Schriftsteller | 2rals ein hohes Ziel ihrer Wünsche betrachten, eine Übersetzung im Auslande, ist mir nun sofort im voraus versichert, während die zu übersetzenden Schriften noch vor den Thüren des Vaterlandes stehen müßen. Es war meine Absicht, dem 1. Bande der Pandora einen zweiten folgen zu laßen, welcher lediglich interessante Darstellungen aus dem Papstleben enthalten sollte, das Leben Eugens IV, den Roman der Donna Olympia, die Grabmäler der Päpste etc. Die Bezeichnung 1. Band wird fortfallen, wenn Sie es wollen, der Titel wird gleichfalls verändert werden. Was nun das Honorar betrifft, so sehn Sie, daß ich in der Lage jedes Mannes bin, welcher von seinen Arbeiten lebt, und einzig und allein auf den Ertrag dieser angewiesen, verderben muß, wenn dieser ausbleibt. Und ich wüßte wahrlich nicht was beginnen, wenn ich meine Arbeiten nicht verwerten könnte. Ich glaube, daß Sie meine Ansprüche für billig erachten werden, wenn ich Sie bitte, mir für diesen Band die Summe von 150 Thalern (hundert und fünfzig Thaler preußisch) zu geben und sie mir nach Annahme des Buches zahlen zu wollen. Wahrlich, ich traure, daß unsre Verhältniße in Deutschland solcher Art sind, und nicht anders sein können, aber ich will mich meiner Dürftigkeit nicht schämen, denn sie ist nicht und soll nicht ohne Wert und Würde erscheinen.

Für die Lieder des Giovanni Meli wäre es ewig schade, wenn sie nicht der Förderung Ihres Verlages teilhaftig werden sollten. Würden sie dieses Mißgeschick haben, so wäre ich gezwungen, Herrn Carl Witte dafür zu interessiren. Aber ich hoffe, weil Sie ja selbst den Wert dieser höchst originellen Poesien kennen; und in Wahrheit finden sie unter den vielen Dichtern, welche die Deutschen übertragen, wenige ihres gleichen. Weil diese Dichtungen in Deutschland noch unbekannt sind, um desto mehr, glaube ich, wird ihre Ausgabe Ihrem Institut und mir zum Verdienste angerechnet werden; und weil sie einen bleibenden Wert haben, haben sie auch immer und noch nach Jahren ein Publicum. Ich fordere dreist meine Landsleute heraus, den Meli noch einmal zu übersetzen, denn schwerlich werden sich mehre finden, welche diese Mühe übernehmen würden, in die Schwierigkeiten des sicilianischen Dialekts einzudringen. Sie gönnen mir, verehrter Herr, die Freude, hier der Literatur | 2veinen Dienst geleistet zu haben, und nicht soll hier die saure Arbeit in Anschlag kommen. Meine Wünsche in Betreff des Honorars für diesen Band, sind 100 Thaler (hundert Thaler).

Indem Sie mich mit Wolwollen fragen, welches meine andern Pläne sind, so gereicht mir dieses zum Troste, zu erkennen, daß Sie außer geschäftlichen Beziehungen noch eine wolthuende Teilnahme mir schenken, welche mir nun doppelt wert ist.

Ich habe eben eine Dichtung vollendet: Euphorion, eine Dichtung aus Pompeji in vier Gesängen; sie ist nicht mythologischen Inhalts, sondern rein menschlichen, und hat zum Hintergrunde und zur Scene für ihre Geschichte den Untergang der Stadt. Dies ist mir das liebste, was ich geschrieben habe, und das reinste in der Form; und sehe ich, was aus Deutschland an Poesieen herüberkommt, so macht es mir ein wenig Mut. Ich schreibe es Ende August ab, und das Gedicht, nur 90 Seiten stark, könnte schon zu Weihnachten erscheinen. Wenn Sie mir Mut machten, es ansehn zu wollen, so würde ich es Ihrer Prüfung vorlegen, und ich würde sicher sein, daß es Ihnen nicht mißfiele.

Diesem Gedicht folgt eine Erzählung aus den Bergen Corsicas in drei Romanzen, und etwa 100 Seiten stark. Damit hoffe ich den Winter fertig zu werden.

Es war meine Absicht, mit dem Erlöse jener in Ihren Händen befindlichen Manuscripte noch einmal nach Sicilien zu gehn, um dort mein culturhistorisches Werk über Sicilien durch einige Studien in den Benedictinerbibliotheken zu vervollständigen, Ich schiebe diesen Plan jetzt bis zum kommenden Jahre auf, dann also brauche ich noch 1 ½ Jahr, um diesen Abschluß meines italienischen Lebens mit diesem Werke zu vollenden. Ich habe schon umfaßende Studien gemacht und die meisten Partieen geschrieben. Es enthält dieses Werk in ganz populärer Darstellung alle Perioden Siciliens: Die hellenische, die saracenische, normannische, romanische, mit vollständiger Beziehung auf die Denkmäler jeder Periode, auch auf die Literatur. Es wird drei mäßige Bände haben. Es fehlte eine solche culturhistorische Darstellung Siciliens vollständig. Auch hiefür hat mir Herr Constable seinen Verlag angetragen. Ich mache Ihnen, geehrter Herr, diese Mitteilung, um, wenn der Gegenstand Ihnen versprechend scheint, in der Folge dieserhalb in Unterhandlung zu treten. Eine Reise in | 3rden Orient beabsichtige ich nicht, eher unter die Pyramide des Cestius zu meinem Freunde Shelley.

Dieses ist, hochverehrter Herr, was ich mit dem offensten Vertrauen Ihnen mitteilen mußte. Ich schließe nun diesen Brief, und indem ich Ihnen nochmals für die freundliche Weise danke, mit welcher Sie mir entgegengekommen sind, so wünsche ich Ihren Gesinnungen mich und meine Angelegenheiten zu empfehlen,

mit großer Hochachtung

Ihr immer ergebener

F. Gregorovius.

Zitierhinweis: Ferdinand Gregorovius an Heinrich Brockhaus in Leipzig. Rom, 22. August 1855. In: Ferdinand Gregorovius. Poesie und Wissenschaft. Gesammelte deutsche und italienische Briefe (digitale Edition). Hrsg. von Angela Steinsiek. Deutsches Historisches Institut in Rom 2017–2023. URL: https://gregorovius-edition.dhi-roma.it/letters/G000076