München, 9. October 1873.
Geehrte Herren,
unsre Briefe haben sich gekreuzt, so daß ich heute Ihr gütiges Schreiben nebst dem Bande der Figuren empfing,Gregorovius hatte am 8. Oktober 1873 beim Verlag den Versand von je einem Exemplar der dritten Auflage des ersten Bandes der „Figuren. Geschichte, Leben und Scenerie aus Italien“ (1870) und der zweiten Auflage des zweiten Bandes der „Lateinischen Sommer“ (1870) seiner „Wanderjahre in Italien“ angemahnt, die er mit den Freiexemplaren der im Druck befindlichen vierten und dritten Auflage verrechnen lassen wollte (Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, Bestand 21083, Archivalnummer 224, 138). wofür ich Ihnen meinen Dank sage.
Ich habe Ihnen bereits früher meine Abneigung ausgesprochen, die Reihe der 4 Bände Wanderjahre noch weiter zu vermehren.So schon im Brief vom 22. Januar 1873 an Brockhaus. 1877 erschienen schließlich als fünfter Band der „Wanderjahre in Italien“ noch die „Apulischen Landschaften“ bei Brockhaus. Vier Bände begründen das Wort „Ende gut, alles gut:“ mehr würden mir selbst, und wie ich glaube auch dem Publicum zu schwer scheinen. Kurz und gut, ich habe es vorgezogen, Artikel welche mit wenigen andern vereinigt sehr gut einen interessanten 5ten Band bilden und mir eine entsprechende Einnahme sichern könnten, | 1vden früheren Bänden einzuverleiben,In späteren Auflagen neu aufgenommen wurden die Aufsätze „Eine Pfingstwoche in den Abruzzen“, „Das Cap der Circe“ und „Zur Geschichte des Tiber-Stromes“. und diese sind dadurch dem entsprechend reicher geworden. Da Sie nun selbst im Grunde wol meiner Ansicht sind, oder doch meinen Vorschlag annehmen, so übersende ich Ihnen mit derselben Post den Artikel „Das Cap der Circe“.Seine Reiseschilderung „Das Cap der Circe“ (siehe RT, 28.6.1873, S. 331 – Erstdruck in Beilage zu Nr. 168–169 der Allgemeinen Zeitung. Augsburg: Cotta 17.–18.6.1873. S. 2569–2570 und S. 2586–2587) hatte Gregorovius bereits im Brief vom 20. Juli 1873 an Brockhaus zur Ergänzung des ersten Bandes vorgeschlagen und erneut am 2. Oktober 1873 (Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, Bestand 21083, Archivalnummer 224, 133 und 137). Er wird den Band I. der Wanderjahre um etwa 18 Seiten vermehren, und den Artikel „Idyllen vom lateinischen Ufer“ ganz besonders vervollständigen.So schon im Brief vom 2. Oktober 1873 (Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, Bestand 21083, Archivalnummer 224, 137). Ich würde Sie deshalb bitten, ihn auf diesen folgen zu laßen. „Capri“ bildet dann, wie bisher, den richtigen Abschluß.
Ich hoffe noch, den Rest des Bandes IIIIrrtümlich für das Revisions-Manuskript der dritten Auflage des zweiten Bandes „Lateinische Sommer“ (1874), das er mit seinem Brief vom 13. Oktober 1873 an Brockhaus übersandte (Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, Bestand 21083, Archivalnummer 224, 140). Die vierte Auflage des dritten Bandes seiner „Wanderjahre in Italien“, „Siciliana. Wanderungen in Neapel und Sicilien“ erschien erst 1875. hier in der Correctur zu absolviren,D. h. vor seiner Rückreise nach Italien: Am 13. Oktober 1873 reiste Gregorovius von München über Venedig, Ferrara, Bologna, Modena und Florenz zurück nach Rom, wo er am 29. Oktober eintraf (siehe RT, Sommer des Jahres 1873, S. 333–334). so daß die Ausgabe desselben nichts anderes aufhalten wird. Und somit empfehle ich mich Ihnen, geehrte Herren, hier im Vaterlande, Sie zugleich | 2rersuchend mich der freundlichen Erinnerung von Herrn Heinrich Brockhaus empfehlen zu wollen, deßen Besuch in Traunstein mir eine wahrhafte Freude gewesen ist.Nach dem Brief von Gregorovius an Brockhaus vom 10. August 1873 war der Besuch des Seniorverlegers Heinrich Brockhaus (1804–1874) in Traunstein noch ungewiss (Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, Bestand 21083, Archivalnummer 224, 134). Er hatte ab Mitte Juni bis Ende Oktober 1873 eine Erholungsreise in Süddeutschland unternommen.
Ihr hochachtungsvoll ergebener
FGregorovius