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der Korrespondenz
Hrsg. Angela Steinsiek
Ferdinand Gregorovius an Eugène Müntz in Paris
München, 6. Januar 1889


DE
Dem letzten Brief von Müntz hat er entnommen, dass dessen Brief Jules Mourier nicht erreicht hat – er soll sich nicht weiter bemühen herauszufinden, wie Mourier darauf gekommen ist, der georgische Dichter Schota Rustaweli habe in Athen studiert. Er ist Müntz dankbar, dass er sich um eine französische Übersetzung seiner „Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter“ bemüht, auch wenn Übersetzungen für die Autoren selbst finanziell nicht lohnend sind. Die französische Übersetzung sollte der begonnenen vierten Auflage (1886–1896) folgen, von der absehbar die ersten drei Bände vorliegen werden. 1888 hat der Pariser Verleger Calmann Lévy das Manuskript der von Noëmi Psichari-Renan erstellten französischen Übersetzung seines „Der Kaiser Hadrian. Gemälde der römisch-hellenistischen Welt zu seiner Zeit“ (1884) nach einem Jahr mit dem lapidaren Hinweis zurückgeschickt, er verlege keine Übersetzungen. Sie ist die Tochter von Ernest Renan und Calmann Lévy, Renans Verleger. Rubió y Lluch hat ihn auf René Bisson de Sainte-Maries Studie „Histoire du duché d’Athènes et de la baronnie d’Argos“ aus dem Jahr 1883 hingewiesen, die er auch im „Catalogue général de la librairie française“ von Otto Lorenz nicht finden konnte. Er bittet Müntz um Auskunft, ob es sich um eine selbstständig erschienene Schrift handelt und wo sie gedruckt wurde.

EN
He has gathered from Müntz’s last letter that his letter did not reach Jules Mourier – he should not make any further effort to find out how Mourier came to think that the Georgian poet Shota Rustaveli studied in Athens. He is grateful to Müntz for trying to get his „Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter“ translated into French, even though translations are not worth it financially for the authors themselves. The French translation should follow the fourth edition (1886–1896), the publication of which has begun and of which the first three volumes will be available in the foreseeable future. In 1888, the Paris publisher Calmann Lévy sent the manuscript of the French translation, prepared by Noëmi Psichari-Renan, of his „Der Kaiser Hadrian. Gemälde der römisch-hellenistischen Welt zu seiner Zeit“ (1884) back after a year with the terse remark that he does not publish translations. She is the daughter of Ernest Renan and Calmann Lévy, Renan’s publisher. Rubió y Lluch pointed him to René Bisson de Sainte-Marie’s 1883 study „Histoire du duché d’Athènes et de la baronnie d’Argos“, which he could not find in Otto Lorenz’s „Catalogue général de la librairie française“. He asks Müntz to inform him whether it was published separately and where it was printed.
| 1r

München, 6. Januar 1889

Sehr geehrter Herr,

Gregorovius wird Eugène Müntz schon in Rom kennengelernt haben, wenngleich über ihre persönliche Begegnung nichts bekannt ist. Für die vierte Auflage seiner „Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter“ (8 Bde. Stuttgart: Cotta 1886–1896) zog Gregorovius dessen Schriften heran, u. a. die „Études sur l’Histoire des arts à Rome pendant le moyen-âge. Boniface VIII et Giotto“ (Rom 1881 – siehe die Briefe von Gregorovius an Ersilia Caetani Lovatelli vom 21.12.1881 und an Henry Stevenson von vor dem 9.4.1883) und ließ ihm im Juni 1889 durch den Verlag ein Exemplar seiner „Geschichte der Stadt Athen im Mittelalter“ (2 Bde. Stuttgart: Cotta Nachfolger 1889) schicken (DLA Marbach, Cotta-Archiv, Cotta-Briefe, 472). Neben dem vorliegenden Schreiben sind von ihrem Briefwechsel in der Bibliothèque nationale de France (in der in 38 Bänden geordneten Korrespondenz von Müntz) zwölf Briefe von Gregorovius an Müntz aus den Jahren 1885 bis 1889 erhalten. Sie zeugen von ihrer gegenseitigen fachlichen und bald auch persönlichen Wertschätzung. Müntz schickte Gregorovius regelmäßig seine Schriften, die der mehr als zwanzig Jahre Ältere mit großem Interesse zur Kenntnis nahm. Gregorovius war es auch, der Müntz 1888 zur Aufnahme als korrespondierendes Mitglied in die Historische Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften vorschlug. Und Müntz bemühte sich 1889 um eine französische Übersetzung der vierten Auflage der „Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter“. Aus welcher Quelle der erste (2023 von Stargardt versteigerte) Brief vom 13. Dezember 1877 stammt, ist nicht bekannt. Zeitlich liegt er weit vor den in der Correspondance d’Eugène Müntz in Paris aufbewahrten Briefen von Gregorovius. Dass dieser Bestand nicht vollständig ist, geht auch aus einem anderen Schreiben von Gregorovius hervor: An Vincenzo Bindi schrieb Gregorovius am 5. Mai 1889, dass er sich an Müntz in Paris gewandt habe – der Brief ist nicht nachweisbar.

ich danke Ihnen verbindlich für Ihre freundlichen Wünsche zum Neuen Jahre, welche ich eben so warm erwidere. Möchte das neue Jahr für uns nichts Feindliches mit sich bringen, was die ruhige Fortsetzung unserer Arbeiten stören könnte.

Ich sehe mit Bedauern, daß Ihr Brief Herrn Mourier nicht erreicht hat; doch liegt an der Erledigung der georgischen Frage nicht so sehr viel.

Sie bemühen sich in Güte für die Anbahnung einer französischen Übersetzung der | 1vGeschichte der Stadt Rom. Das ist so erfreulich, wie wichtig für mich. Auch ich habe die Erfahrung gemacht, daß Übersetzungen dem Autor nichts oder wenig eintragen; demnach würden meine Forderungen nur sehr mäßige sein. Die Fortsetzung der 4ten édition ist dadurch aufgehalten worden, daß die Käufer des Werks eben auf diese warteten.

Indeß ist die Sache jetzt wieder in Fluß gekommen; der 2te Band wird bald zum Druck kommen in 4ter Edition, und der 3te ist auch nicht mehr weit davon entfernt. So wird es gut sein mit einer möglichen französischen Übersetzung noch zu warten. – Ich machte im | 2rvorigen Jahre schlechte Erfahrungen in Paris. Madame Psichari hatte meinen Hadrian übersetzt, Michel Levy das Manuscript erst angenommen, ein Jahr bei sich behalten und dann jener Dame simpliciter zurückgeschickt, mit der Bemerkung, daß er keine Übersetzungen verlege. Dies widerfuhr der Tochter Renans von dem Verleger ihres Vaters.

Über Barcelona, von Don Antonio Rubio y Lluch, ist mir die Notiz zugegangen, daß im Jahre 1883 erschienen ist eine histoire du duché d’Athènes et de la baronnie d’Argos von Brisson de Sainte Marie. Die hiesige Bibliothek besitzt dies Buch nicht; vergebens zog ich den Katalog von Lorenz zu Rate; es steht in ihm nicht verzeichnet. | 2vIch weiß daher nicht, ob es sich um ein Buch oder einen Essay handelt. Haben Sie die Güte mich darüber aufzuklären, und in einer Postkarte mir anzugeben, wo die Schrift erschienen ist und welchen Umfang dieselbe hat. Ich würde sie dann von Paris kommen lassen.

Ihnen alles erwünschte Gute wünschend,

Ihr in freundschaftlicher Hochachtung ergebener

Ferd. Gregorovius
civis Romanus.

In diesem Brief erwähnte Entitäten

Mourier, Jules
1846 -

Gregorovius, Ferdinand: Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter. Vom V. bis zum XVI. Jahrh...

Gregorovius, Ferdinand: Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter. Vom V. bis zum XVI. Jahrh...

Gregorovius, Ferdinand: Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter. Vom V. bis zum XVI. Jahrh...

Gregorovius, Ferdinand: Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter. Vom V. bis zum XVI. Jahrh...

Gregorovius, Ferdinand: Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter. Vom V. bis zum XVI. Jahrh...

Gregorovius, Ferdinand: Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter. Vom V. bis zum XVI. Jahrh...

Gregorovius, Ferdinand: Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter. Vom V. bis zum XVI. Jahrh...

Gregorovius, Ferdinand: Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter. Vom V. bis zum XVI. Jahrh...

Psichari-Renan, Noémi
1862 - 1943

Gregorovius, Ferdinand: Der Kaiser Hadrian. Gemälde der römisch-hellenistischen Welt zu se...

Calmann Lévy (Paris)

Renan, Ernest
1823 - 1892

Barcelona

Rubió y Lluch, Antoni
1856 - 1937

Bisson de Sainte-Marie, René
1857 - 1886

Königliche Hof- und Staatsbibliothek zu München

Lorenz, Otto: Catalogue général de la librairie française. 11 Bde. Paris: Lorenz 1867–1888...

Lorenz, Otto
1831 - 1895
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Zitierhinweis: Ferdinand Gregorovius an Eugène Müntz in Paris. München, 6. Januar 1889. In: Ferdinand Gregorovius. Poesie und Wissenschaft. Gesammelte deutsche und italienische Briefe (digitale Edition). Hrsg. von Angela Steinsiek. Deutsches Historisches Institut in Rom 2017–2023. URL: https://gregorovius-edition.dhi-roma.it/letters/ed_ngj_z3h_mxb