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Gesamtdatenbank
der Korrespondenz
Hrsg. Angela Steinsiek
Ferdinand Gregorovius an Louis Roth in Stuttgart
München, 8. August 1863


DE
Dass der Verlag seinem Wunsch, den Umfang seiner „Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter“ (1859–1872) von sechs Bände auf sieben Bände zu erweitern, nur ungern zustimmt, ist ihm unverständlich. Auf die Vollendung seines Lebenswerkes in der angemessenen Ausführung kann er nicht verzichten; die Verkaufszahlen bestätigen dessen Wert. Die Absatzzahlen seines Erstlings „Corsica“ (1854), das sich in der englischen und amerikanischen Übersetzung glänzend verkauft, bleiben weit hinter seiner Erwartung zurück. Es mag eine Neuauflage in anderem Format für besseren Verkauf sorgen. Er ist noch bis Ende August in München.

EN
He cannot understand why the publisher is reluctant to agree to his wish to expand the scope of his „Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter“ (1859–1872) from six volumes to seven. He cannot do without completing his life’s work appropriately; the sales figures confirm its value. The sales figures of his first work „Corsica“ (1854), the English and American translations of which are selling brilliantly, are falling far short of his expectations. A new edition in a different format might sell better. He will be in Munich until the end of August.
| 1r

München, 8. August 63.

Hochverehrter Herr,

ich habe das gefällige Schreiben der J. G. Cotta’schen Buchhandlung hier richtig empfangen, und ersehe daraus, daß dieselbe, obwol ungern, wie es scheint, mir die Einwilligung zur Vermehrung der Geschichte der Stadt Rom um einen (siebenten) Band erteilt, in dem Falle, daß sich die Notwendigkeit dazu herausstellen sollte.

Ich sehe dieses freilich als wahrscheinlich an, bei dem großen Anwachs des Materials gerade für die Epoche, welche der Band V umfaßen soll; und ich wiederhole, daß es bedauerlich und mehr als dies, unverzeihlich wäre, wenn ich einen so reichhaltigen Stoff nicht dem Charakter des Ganzen gemäß verarbeiten dürfte. Auch dürften 7 Bände für die Geschichte Roms in elf langen Jahrhunderten nicht zu viel sein, wenn man bedenkt, wie bändereiche Werke über einzelne Epochen in der Geschichte, ja über einzelne Personen, geschrieben werden. Es ergibt sich zur Genüge die Verkaufsfähigkeit unseres Werkes, | 1vwelchem, wie ich erkenne, eine geachtete Stellung in der Literatur bereits gesichert ist.

Ich selbst entschließe mich ungern, die Arbeitslast, die ich auf mich genommen habe, zu vergrößern, denn ich kann fast sagen, daß ich mein Leben an dieses Werk setze, welches ich gern in der mir irgend möglichen Vollendung hinterlaßen möchte. Ich würde wol zufrieden sein, wenn ich mit dem Bande VI abschließen könnte, und vielleicht gelingt es mir die letzten Epochen des Mittelalters der Stadt, welche nicht mehr die Bedeutung noch das Interesse des XIII, hohenstaufischen, und des XIV, avignonischen Jahrhunderts haben, darin zusammenzuziehen. Doch dies werde ich erst später erkennen.

Aus der Notiz über den Verkauf des Buches Corsica, welche Sie mir freundlich haben ausziehen laßen, ist mir eine bittere Täuschung erwachsen. Im Jahre 1860 wurde mir der Betrag der davon verkauften Exemplare obenhin auf 900 angegeben. Es war dies also ein Irrtum. Wir alle werden uns verwundern müßen, daß ein Buch, dessen Wert im In- und Auslande allgemein anerkannt ist, in Deutschland sich nicht [hat] ausverkaufen können, während in England und Amerika davon Tausende von Exemplaren in der Über-| 2rsetzung verbreitet worden sind. Herr Russell-Martineau, welcher davon die beste englische Übersetzung machte, erzählte mir in Rom, daß in wenig Monaten nach dem Erscheinen derselben 1500 Exemplare abgesetzt wurden. In demselben Verhältniß sind die andern beiden Übersetzungen verkauft worden.

Ich betrachte als ein Hinderniß des Buches in Deutschland das Format seiner Ausstattung, welches nicht ansprechend genug ist, und ihm einen zu schwerfälligen Charakter verleiht. Am Preise liegt es sicherlich nicht, welchen die Buchhandlung doch höchst billig gestellt hat. Ich denke darüber nach, wie nun diesem Buche könnte Leben von neuem eingeflößt werden, oder ich erlaube mir, Sie geehrter Herr, zu bitten, sich desselben anzunehmen, ob vielleicht sich ein Mittel auffinden ließe, ihm fortzuhelfen. Vielleicht opfern Sie, wenn der Verkauf die Zahl 1000 erreicht, die übrigen Exemplare, und machen dann eine angemessenere Edition. Von den „Figuren“, einer Sammlung kleiner, meist in der Allgemeinen Zeitung erschienener Artikel, welche nicht im Entferntesten den Wert von Corsica haben, wird jetzt die zweite Ausgabe gedruckt.

Ich zeige den Empfang von 18 Florins als Honorar für Artikel an, und spreche mein | 2vBedauern aus, daß die angestrengte Arbeit für die Geschichte der Stadt, mich hindert, mehr für die Allgemeine Zeitung zu schreiben.

Ich bin auf der hiesigen Bibliothek noch den ganzen August über beschäftigt.

Mit großer Hochachtung wünsche ich, sehr geehrter Herr, Ihnen empfohlen zu sein

F. Gregorovius.

In diesem Brief erwähnte Entitäten

Allgemeine Zeitung

Königliche Hof- und Staatsbibliothek zu München

J. G. Cotta’sche Buchhandlung

Martineau, Russell
1831 - 1889

Avignon

Deutschland

England

Rom

Vereinigte Staaten von Amerika

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Zitierhinweis: Ferdinand Gregorovius an Louis Roth in Stuttgart. München, 8. August 1863. In: Ferdinand Gregorovius. Poesie und Wissenschaft. Gesammelte deutsche und italienische Briefe (digitale Edition). Hrsg. von Angela Steinsiek. Deutsches Historisches Institut in Rom 2017–2023. URL: https://gregorovius-edition.dhi-roma.it/letters/G000183